Montag, 10. Februar 2014

Mitbewohner? Gegenbewohner?

Meine Mitbewohnerin hat einige einzigartige Talente, die ich erst nach und nach herausfinde (man darf gespannt sein, was noch so alles kommt. Ein wenig gruselt es mich jetzt schon.)
Die Sache mit der Pünktlichkeit, der nicht vorhandenen, hab ich ja schon vor unserem Zusammenwohnen deutlich zu spüren bekommen - allerdings hatte ich gehofft, dass ich durch den Zusammenzug meine reelle Wartezeit pro Woche deutlich verkürzen kann, schließlich gingen 50- 90% (wochenabhängig) auf ihre Kappe. Ich bin mir immer noch nicht sicher, aber ich glaub, ich hätte es irgendwie wissen können: Sie schafft es tatsächlich auch, sich in der eigenen Wohnung zu Verabredungen zu verspäten. Natürlich ist das für mich jetzt trotzdem angenehmer, ich muss nicht mehr in irgendwelchen Cafes (Optimum) oder in der Eiseskälte (weniger schön) warten, sondern kann dies gemütlich in meinem Zimmer tun- trotzdem nervt es mich schon ein wenig.
Das sie manchmal ein bisschen.. ich sag mal... wirr ist, wusste ich auch schon vorher. Das volle Ausmaß lerne ich erst jetzt kennen. Relativ viele Dinge, die hier geschehen, machen für mich einfach keinen Sinn. Zum Beispiel das hin- und herräumen von Gegenständen aus unerfindlichen Gründen - man darf raten, wer nachher sucht.
Oder das totale Nicht-Zuhören- sie schaut einen an, während man mit ihr redet, wiederholt sogar, was man gesagt hat- und erzählt zwei Minuten einem Dritten das genaue Gegenteil, als wäre das Gespräch vorher niemals geschehen.
Was ich aber, vor allem in Anbetracht von Punkt 1, besonders erstaunlich finde, ist, dass sie sehr wohl ein Händchen fürs Timing hat. Ein sehr präzises, um genau zu sein. Sie hat ein schier unglaubliches Gespür für den schlechtesten aller möglichen Zeitpunkte. Zum Beispiel: Wochenlang rührt sie keinen Finger, das Bad mal zu putzen, also mach ich das. Dann entschließe ich mich, da von ihr eh nur Gejammer zu erwarten wäre, die ganze Wohnung sauber zu machen, als sie nicht da ist. Ich putze alles sehr gründlich, auch das Bad. Einen Tag später... putzt sie das Badezimmer. (Und ja, ich habs ihr gesagt. Siehe Punkt 2.)
Heute wars nochmal besonders schön: ich komme gegen 16 Uhr, gegen 18 Uhr öffnet sie just in dem Moment die Haustür, als ich dahinter stehe und knallt sie mir vorn Latz (und nein, ich stand da nicht schon den ganzen Abend, ich habe besseres zu tun), dann verkriecht sie sich in ihr Zimmer und es ist nichts mehr zu sehen oder zu hören, stundenlang- bis zu exakt dem Moment, wo bei meinem Yogaprogramm die Tiefenentspannung anfängt anfangen sollte. Während der Trainer irgendwas redet, dass man am Strand unter Palmen liegt und sich entspannt und dem Meer lauscht, liege ich gedanklich tatsächlich am Strand, allerdings hinter einer Sandburg verschanzt und mit einer imaginären Kalaschnikow Richtung Küche zielend, wo meine Mitbewohnerin anscheinend grad Teller an die Wand wirft. Genau in jener Sekunde, als der Trainer verkündet, man solle den Atem wieder vertiefen, die Entspannungsphase sei vorbei, kracht die Zimmertür ins Schloss, seitdem kein Mucks.

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